Meine Tour nach Kopenhagen begann am 22.07.2005 nach einer kurzen Anreise mit der Bahn in Berlin. Da ich bisher in Berlin nur die Elektronikmärkte kannte ;-), wollte ich mir zumindest die wichtigsten Sehenswürdigkeiten unserer Hauptstadt einmal ansehen. Allerdings machte dies aufgrund des schlechten Wetters nicht all zu viel Spaß, was mich dazu bewog den direkten Weg zum Zeltplatz zu nehmen. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, wie das Brandenburger Tor oder die Siegessäule, lagen ja eh auf dem Weg.
Die erste Nacht verbrachte ich auf dem Zeltplatz in Berlin-Gatow. Damit war die erste Etappe mit 33km zwar ziemlich kurz, eignete sich dadurch aber hervorragend, um sich an das Fahrgefühl mit Gepäck zu gewöhnen und um sich mit dem Material (Zelt, ...) vertraut zu machen. Der Zeltplatz war sehr "übersichtlich" und sehr ruhig, trotz der eher schlechten Lage an der Bundesstraße. Dies hatte aber auch seine Vorteile, so war bspw. ein Lidl gleich um die Ecke. Zu den Radwegen in Berlin: sie waren meist in einem schlechten Zustand oder verliefen als Randstreifen direkt auf der Straße. Nach einem Tag mit dem Rad in Berlin sehnt man sich bereits nach der Idylle, die man in den nächsten Tagen zu erwarten hat...
Die zweite Etappe führte mich direkt an der Havel entlang heraus aus Berlin, hinein ins verträumte Brandenburg. Nachdem ich mein Zelt bei Regen abbauen durfte, hörte es bereits wenige Minuten nachdem ich losfuhr überraschend auf zu regnen. Das wechselhafte Wetter sollte sich auch so schnell nicht ändern...
Obiges Bild repräsentiert sehr gut den Verlauf der zweiten Etappe: Einsam ging es bei bedecktem Himmel immer der Havel entlang. Die Radfahrer, die ebenfalls als Touristen unterwegs waren, konnte ich fast an einer Hand abzählen... Wobei sogar eine Vierergruppe diese Zahl unverhältnismäßig in die Höhe trieb.
Nach gut 80 zurückgelegten Kilometern wollte ich in Zehdenick eigentlich Mittag machen. Allerdings hatte ich nicht eingeplant, dass die Öffnungszeiten hier seit der Wende scheinbar nicht mehr geändert wurden. Zumindest waren alle am Radweg liegenden Geschäfte geschlossen. Statt eines leckeren belegten Brötchens, gab es also nur ein paar Kekse vom einzigen offenen Kiosk. Zum Glück war es bis zum Etappenziel nicht mehr all zu weit.
Ein großes Lob an die Betreuer des Fernradweges Berlin-Kopenhagen. In Brandenburg war die Ausschilderung vorbildlich. In Mecklenburg gibt es noch Verbesserungspotential.
Als einzige echte Sehenswürdigkeit säumte heute der Ziegeleipark Mildenberg meinen Weg. Positiv: Der Radweg verläuft über dessen Gelände, so dass man nicht einmal eine Pause zur Besichtigung einplanen muss. Ein wenig das Tempo drosseln sollte ausreichen.
Meine zweite Nacht verbrachte ich auf dem Zeltplatz in Himmelpfort. Tag zwei endete nach knapp 120km wie er begonnen hatte: regnerisch. Nachdem es den ganzen Tag eigentlich trocken war, begann es gerade noch rechtzeitig circa 10km vor Himmelpfort wieder an zu regnen. Das drückte ein wenig auf die Stimmung. Hinzu kam der etwas steinige Boden auf dem Zeltplatz. Zugegeben etwas ungeschickt, weil ungeduldig, verbog ich mir gleich mal drei Heringe, was die erste nicht geplante Investition zur Folge hatte. Abends gab es dann zur Belohnung ein leckeres Schnitzel mit Pommes und ner großen Coke :-)
Während des Abendessens hatte es aufgehört zu regnen. Vielleicht hätte ich erst essen und dann das Zelt aufbauen sollen...? Egal. Die schöne Lage des Zeltplatzes direkt am Stolpsee entschädigte für so einiges an diesem Tag.
Leider luden die Temperaturen nicht gerade zu einem Bad im Stolpsee ein. Die Badehose musste also erst mal in der Tasche bleiben. Na ja, das Wetter kann ja nicht ewig so bleiben, schließlich ist Sommer. Allerdings war der Wetterbericht anderer Meinung: für die nächsten Tage war kaum Besserung in Sicht.
Am dritten Tag stellte sich dann doch eine gewisse Wetterbesserung ein. So war es zwar zunächst noch stark bewölkt, im Tagesverlauf lockerte es dann aber immer mehr auf. Kaum wurde das Wetter besser, waren auch wieder schlagartig mehr Radfahrer unterwegs. So war zur Mittagszeit jeder Rastplatz belegt. Die dritte Etappe kostete ein wenig mehr Kraft wie erwartet. Zum einen waren die Radwege teilweise in einem sehr schlechten Zustand (Feld- und Waldwege, teilweise sehr sandig bzw. schlammig), zum anderen wurde es in Meck-Pomm zunehmend hügelig. Ich hatte das Gewicht des Gepäcks doch ein klein wenig unterschätz. Dennoch ging es recht zügig voran. So brauchte ich für die knapp 110km lediglich 8 Stunden (inkl. Pausen) und war somit bereits vor 17 Uhr am Zeltplatz in Waren.
Das schöne Wetter und die traumhafte Lage des Zeltplatzes direkt an der Müritz boten ideale Voraussetzungen, um sich von den Strapazen der heutigen Etappe zu erholen. Nach einer kleinen Besichtigung der Stadt und einem Besuch im türkischen Spezialitätenrestaurant, der Dönerbude am Markt, machte ich es mir noch eine Weile am Ufer der Müritz gemütlich. Dabei boten sich einige wunderschöne Bildmotive. Das tolle Wetter am heutigen Abend sorgte für Vorfreude auf den nächsten Tag.
Nach dem gestrigen fast traumhaften Tag, sollte der heutige allerdings um einiges schlechter werden. So kamen mir die 125km aufgrund der teilweise miserablen Radwege erheblich länger vor. Dieser Tag ging an die Reserven. Zeit für einen Ruhetag. Zum Wetter: vormittags regnerisch, nachmittags sonnig, abends Gewitter. Also wie immer. Auf dem Zeltplatz in Schwaan boten sich nach dem Gewitter an dem kleinen Flüsschen, auf dem sich Nebel bildete, wieder einmal sehr schöne Motive. Leider ist es mir ohne Stativ nicht gelungen, diese romantische Stimmung mit der Kamera einzufangen.
Für den Ruhetag hatte ich einen kurzen Ausflug nach Rostock eingeplant. Da ich auch noch einen Abstecher raus zum Überseehafen machte, wurden es dann doch gut 80km. Insgesamt verlief der Ruhetag aber so wie er es auch sollte: ruhig und entspannend.
Am sechsten Tag stand die Fährüberfahrt von Rostock nach Gedser auf dem Programm. Bei strahlendem Sonnenschein und einem Meer wie ein Brett verlief sie unerwartet ruhig und angenehm.
Einzig auf der Zufahrtstraße zur Fähre wurde mir ein wenig mulmig, als man sich den Kreisverkehr nicht nur mit PKWs sondern auch mit LKWs teilen musste.
In Dänemark fand ich dann wieder traumhafte Radwege vor. Sie waren nicht nur in einem einwandfreien Zustand, sondern auch die Beschilderung wurde wieder besser. Einzig die verqualmte Luft sorgte für etwas Unbehagen.
Da ich bereits ein wenig spät dran war, ließ ich Nykobing links liegen und kürzte über Marielyst ab. Dort fand ich traumhafte Ostseestrände vor. Aufgrund des bereits erwähnten Zeitmangels verzichtete ich aber zunächst auf ein Bad. Der Zeltplatz soll ja auch einen Strand haben.
Mein Zeltplatz befand sich in Ulslev Strand. Mit nur knapp 70km war die heutige Etappe quasi ein zweiter Ruhetag. Morgen müssen dringend wieder mehr Kilometer geschrubbt werden. Denn wer rastet der rostet.
Noch ein Wort zum Zeltplatz: Der Boden war steinhart, beim Zeltabbau am nächsten Morgen verabschiedete sich mein im Hammer integrierter Heringszieher.
Auf der siebenten Etappe kam ich das erste mal richtig ins schwitzen. Bei knallender Sonne ging es durch hügeliges Gelände, welches nur alle paar hundert Meter mal einen kleinen Baum als "Schattenspender" präsentierte. Nichts desto trotz kam ich heute wieder sehr zügig voran. Die gut 100km legte ich in 6,5 Stunden (inkl. Pausen) zurück.
Auf dem Zeltplatz in Vemmetofte Strand gab es an der Rezeption eine zunächst positive Überraschung. Radlern bot man einen separaten Paltzteil an, zu besonders günstigen Preisen. So zahlte ich für den Stellplatz nicht einmal die Hälfte. Als ich dann auf dem "separaten Platzteil für Radler" ankam, fühlte ich mich aber ein wenig übers Ohr gehauen. Es war der Lagerfeuerplatz. Dieser wurde von anderen Zeltplatzbewohnern auch als solcher benutzt. Im Gegensatz zu meinen Zeltnachbarn hatte ich noch Glück mit dem Wind. Mein Zelt wurde nicht vollkommen zugequalmt.
Auf der achten Etappe machte ich einen Abstecher zu den Kreidefelsen bei Hojerup. Hier steht eine Kirche direkt am Abgrund. Ein Teil von ihr stürzte bereits ab, der Rest ist mittlerweile gesichert worden.
Nach gut 110km erreichte ich dann endlich mein Tourziel, den Zeltplatz in Ishoj Havn, kurz vor Kopenhagen. Der heutige Tag war der bisher Schlimmste und er sollte zum Glück auch der Schlimmste bleiben. Aufgrund der starken Bewölkung am Morgen startete ich in Regenmontour, musste diese aber ziemlich schnell wieder ablegen, da überraschend die Sonne heraus kam. So weit so gut, sonniges Wetter ist ja das, was ich mir für die Tour gewünscht hatte. So verliefen die ersten zwei Drittel der Etappe auch hervorragend. Doch dann wurde ich hinterrücks von einem Gewitterschauer überrascht. So schnell konnte ich gar nicht die Regensachen rauskramen. Somit wurde ich zum ersten Mal richtig nass. Durchgenässt ging es dann bei auffrischendem Wind weiter. Mit dem schönen Wetter war es das erst einmal wieder. Bis zum Zeltplatz sollte es immer wieder einmal schauern. Zu allem Überfluss hatte ich dann auch noch einen Platten im Vorderrad. Natürlich regnetete es zu diesem Zeitpunkt mal wieder. Das war der einzige Zeitpunkt, an dem ich mich fragte, warum ich so eine Tour überhaupt mache. Nachdem der Reifen geflickt war (macht sich extrem gut bei Regen), hörte es dann auch wieder auf zu regnen. Typisch. Na ja waren doch bloß noch 20-30km. Allerdings wurde überraschend die Beschilderung schlechter. So fehlten einige Schilder ganz, andere waren an Stellen positioniert, wo man sie nun wirklich nicht erwartete. Dies hatte zur Folge, dass ich mich ein paar mal verfuhr. Dann endlich auf dem Zeltplatz angekommen, der nächste Dämpfer. Der Boden war, so hatte man den Eindruck, aus purem Stein. Lediglich die oberen ca. 7cm waren aus Erde. Hier schien es heute erstaunlicherweise noch nicht geregnet zu haben. Somit war der Boden extrem trocken. Die Heringe bekam ich trotz Hammer nur in extremer Schräglage in den Boden. Ach ja, der Hammer hat sich auf diesem Zeltplatz übrigens auch verabschiedet. Tolles Material.
Auch am vorletzten Tag meiner Tour musste ich mich leider mit wechselhaftem Wetter begnügen. Dennoch ließ ich es mir nicht nehmen, mich aufs Bike zu schwingen, um nach Kopenhagen zu radeln. Von Ishoj aus ist es ja bloß noch ein Katzensprung (ca. 20km). Doch zunächst wurde erst einmal in Ruhe ausgeschlafen, bevor es dann mittags losging.
Der letzte Tag präsentierte sich dann in strahlendem Sonnenschein. Ein gelungener Abschluss meines Trips nach Kopenhagen. Bei solchem Wetter macht es doch einfach deutlich mehr Spaß.
Die Rückreise erfolgte mit dem Zug. Zunächst von Kopenhagen bis nach Gedser, dann mit der Fähre nach Rostock und schließlich wieder mit dem Zug bis nach Cottbus (Umsteigen in Berlin). Obiges Bild wurde auf der Fähre geschossen. Insgesamt legte ich in 10 Tagen gut 890km zurück. Zusammenfassend lässt sich eigentlich nur sagen, dass mir die Tour trotz des mäßigen Wetters sehr viel Spaß gemacht hat und ich sie jedem nur empfehlen kann. Selbst kleinere Rückschläge, wie der Platten, drückten nur kurzzeitig auf die Stimmung. Zunächst war eigentlich die Rückfahrt über Südschweden mit der Fähre Trelleborg-Sassnitz, dann an der Ostseeküste entlang nach Rostock und schließlich wieder auf dem Radweg bis nach Berlin geplant. Ein sich über Südschweden bildendes Sturmtief, hat mich dann aber doch dazu bewogen, die Tour vorzeitig abzubrechen.
[BerlinKopenhagenTour]